Digitale

Produkt-
beschreibung

Standardisierung und Erweiterung von Datenprofilen

Ihr Ansprechpartner

Dr. Stefan Kreitmeier

BMW AG

Herr Kreitmeier ist Facharchitekt für Tools & Methoden, im Bereich des physischen Bordnetzes tätig.

Digitale Produktbeschreibung

Standardisierung und Erweiterung von Datenprofilen

Das TP10 definiert Anforderungen an die digitale Produktbeschreibung von Leitungssätzen aus Sicht der automatisierten Fertigung. Im Kern will das Teilprojekt den Rahmen abstecken, damit die definierten Gestaltungsrichtlinien an die Leitungssatzgestaltung digital überprüft werden können. Die in der Branche etablierten Datenstandards KBL (Kabelbaumliste) und VEC (Vehicle Electric Container) bilden dazu die Grundlage.

Ausgangssituation und Motivation

Die Leitungssatzfertigung erfolgt in der Automobilbranche zu überwiegenden Teilen immer noch durch manuelle Handarbeit. Zwar sind bereits seit einigen Jahren technische Ansätze bekannt, um den Fertigungsprozess zumindest in Teilen oder sogar komplett zu automatisieren. Auch gibt es spezialisierte Unternehmen, die entsprechende Maschinen und Anlagen kommerziell anbieten. Dennoch blieb bislang der durch eine automatisierte Fertigung erbrachte Wertschöpfungsanteil in der Branche auf konstant niedrigem Niveau. Ein Trend zur Änderung dieser Situation ist heute nicht erkennbar, obwohl diverse Gründe einen klaren Handlungsbedarf zur Automatisierung erkennen lassen [siehe Gründe zur Automatisierung].

Eine entscheidende Ursache für diese Situation ist, dass das heutige Design der Leitungssätze in der Regel nicht Automaten-gerecht ist. Das liegt auch daran, dass die Komplexität der Fahrzeug-Vernetzung seit Jahren zunimmt und die Leitungssätze primär den Anforderungen des Fahrzeugs und der zu erzielenden Produktfunktion folgen. Anforderungen nach einem Automatisierungs-gerechten Design spielen heute in der industriellen Praxis noch eine klar untergeordnete Rolle.

Aktuellen Arbeitsschwerpunkte

Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel des Teilprojekts, auf der Grundlage bekannter Automatisierungs-Hemmnisse und verknüpfter Gestaltungsrichtlinien an die Leitungssatz-Definition Anforderungen und Empfehlungen zur digitalen Produktbeschreibung aufzustellen. Dies erfolgt durch Standardisierung von Datenprofilen für die digitale Komponenten- und Leitungssatz-Beschreibung auf Basis der Standard-Datenformate KBL (Kabelbaumliste) und VEC (Vehicle Electric Container).

In der Projektphase 2.1 wurde zusammen mit den Projektpartner die erste Version der DIN 72036 erstellt. Das Teilprojekt 10 leitete dafür aus den in der Norm aufgeführten Gestaltungsrichtlinien Datenformat-unabhängige Anforderungen an die digitale Produktbeschreibung in Form von Datenbedarfen ab. Im Anschluss projizierte das Teilprojekt diese Anforderungen auf die Datenformate KBL und VEC und definierte auf diese Weise schließlich drei Datenprofile:

  • Ein VEC-basiertes Datenprofil für Leitungssatzkomponenten
  • Ein VEC-basiertes Datenprofil für Leitungssätze
  • Ein KBL-basiertes Datenprofil für Leitungssätze

Der anvisierte Nutzen der in der Norm definierten Datenprofile erstreckt sich im Grunde über alle, in der Entwicklung und Fertigung beteiligten Akteure. Das liegt darin, dass die Datenprofile auf unmissverständliche Art und Weise transparent machen, welche Daten im Prozess grundsätzlich im Kontext der automatisierte Leitungssatzfertigung benötigt werden und wie sie digital abzubilden sind. Dies schafft Orientierung für alle Akteure, beugt damit unnötige Iterationsschleifen vor und kann die Entstehung von branchenweit nutzbaren Toollösungen begünstigen.

Im Zuge der Definition oben genannter Datenprofile wurden Erweiterungsbedarfe an die zuständigen Standardisierungsorgane eingesteuert, um existierende Lücken in den Datenformaten hinsichtlich der digitalen Produktbeschreibung zu schließen.

In der Projektphase 2.2 gilt es nun, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen, und die Datenprofile im Gleichklang mit den anderen Teilprojekten zu pflegen und zu erweitern. Grundlage hierfür sind alle Aktivitäten zur Bereitstellung einer neuen Version der DIN 72036 im Zuge der anvisierten Scope-Erweiterung z.B. auf den Anwendungsbereich Hochvolt sowie alle neuen Themen wie z.B. die Einführung einer Automatisierungs-Kennzahl. Des Weiteren sollen die VEC und KBL Datenprofile durch entsprechende XML Schemas bei PROSTEP veröffentlicht werden.

Ausblick

Als Primär-Ergebnis strebt das Teilprojekt die Erstellung eines Beitrags für eine, im Rahmen der ARENA 2036 IILS entstehende Norm an. Ziel ist die Standardisierung von Datenprofilen für die digitale Komponenten- und Leitungssatz-Beschreibung auf Basis der Standard-Datenformate KBL (Kabelbaumliste) und VEC (Vehicle Electric Container).

Hintergrund ist, dass die genannten Standard-Datenformate es tendenziell vermeiden, strenge Anforderungen an eine Mindest-Befüllung zu stellen. Dies gilt insbesondere für das Datenformat VEC, das gegenüber der KBL explizit nicht nur auf den Anwendungsfall der Leitungssatz-Abbildung fokussiert ist, sondern auch eine unbestimmte Anzahl weiterer denkbarer Nutzungs-Szenarien bedienen können will. Wenn aber das Ziel erreicht werden soll, die Einhaltung von Gestaltungsrichtlinien auf Basis digitaler Daten überprüfen zu können, müssen hierzu dedizierte Anforderungen an Inhalt und Umfang der digitalen Produktbeschreibung erfüllt sein. Die Datenprofile dienen den Zweck, dies transparent zu machen.

Als Sekundär-Ergebnis arbeitet das Teilprojekt an der Erweiterung der oben genannten Datenstandards, um heute existierende Lücke zu schließen, die aber für eine Beurteilung der Eignung des Leitungssatzes hinsichtlich automatisierter Fertigung relevant sind. Entsprechende Tickets werden in die zuständigen Standardisierungs-Gremien eingesteuert.