TP0 –

Zuarbeit zur DIN 72036

Standardisierung von Entwicklungs- und Produktionsvorgängen in der Automobilindustrie.

Ihr Ansprechpartner

Dr. Carsten Kübler

TWT GmbH Science & Innovation

Herr Kübler ist Manager Smart Drive innovation

Standardisierung im Bereich Automation von Leitungssätzen

Mit der Veröffentlichung der DIN 72036 wurde ein erster Meilenstein in der Automatisierung der Leitungssatzproduktion erreicht. Dem vom Deutschen Institute für Normung (DIN) auf Initiative der IILS gegründeten Arbeitskreis zu dieser Norm arbeitet die SILS weiterhin zu. Im DIN-AK sind weitere Experten der Branche engagiert, wodurch eine breite Akzeptanz der Norm über die SILS hinaus erreicht wird. In der kommenden Überarbeitung soll die Norm auf weitere Bereiche erweitert werden und Rückmeldungen aus der Branche zur Anwendbarkeit berücksichtigt werden.

 

Ausgangssituation und Motivation

Für eine Automatisierung der Leitungssatzfertigung gibt es heute Vorgaben, die von OEMs (Original Equipment Manufacterer) und Zulieferern abgestimmt sind, um Grundlagen für die Automatisierung zu erreichen. Diese können je nach OEM und Zulieferer leicht variieren und entsprechen heute den Best-Practices in diesem Umfeld. Die Vorgaben haben sich über die Zeit weiterentwickelt, unterliegen jedoch keinem koordinierten Prozess zur Anpassung an den sich entwickelnden Stand der Technik. Mit der Standardisierung beim DIN wird eine offene, gelenkte und transparente Entwicklung der Automatisierung durch eine Norm erreicht, die zudem einem Prozess der kontinuierlichen Weiterentwicklung unterliegt. Jeder Marktteilnehmer kann diese Entwicklung, verfolgen und konstruktiv gestalten.

Aufgrund des steigenden Wachstums an E/E-Komponenten im Fahrzeug und neuen Anwendungen wie autonomes Fahren wird der Leitungssatz höheren Anforderungen unter anderem an Qualität und Sicherheit gerecht werden müssen. Die fehlerfreie und präzise Nachverfolgbarkeit der Komponenten und deren Entstehungsprozess wird nur durch einen Anstieg der Automation im Leitungssatz erreicht werden können. Außerdem reduziert eine Automatisierung die menschlichen Einflussfaktoren und ermöglicht so eine Produktion von Leitungssätzen nahe am Ort der Montage in das Fahrzeug. Zusätzlich ermöglicht eine Definition von Datenprofilen für Leitungssätze eine modellbasierte, durchgängige Entwicklung und dient zur Sicherstellung der Sicherheits- und Qualitätsziele und eine durchgängige Nutzung der Daten in der eingesetzten IT-Toolchain.

 

Aktuelle Arbeitsschwerpunkte

Der Schwerpunkt ist, die erste Version der Norm weiterzuentwickeln, neue Anwendungsgebiete wie Hochvolt-Leitungssätze aufzunehmen und die Anwendbarkeit sicherzustellen. Dazu werden die in den einzelnen Teilprojekten neu entwickelte bzw. aktualisierten Grundlagen, Methoden, Prozesse und Regeln harmonisiert und für ein konsistentes Update der Norm vorbereitet. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, das komplexe Feld der Automatisierung schrittweise zu normieren.

Zusätzlich wird die Norm die Vorgaben für die digitale Interoperabilität in Bezug auf Leitungssätze werweitern. Diese werden die Datenformate KBL (Kabelbaumliste) und VEC (Vehicle Electric Container) als Grundlage verwenden und verbindliche Vorgaben für die Umsetzung von Regeln treffen.

 

Ausblick

Der aktuelle Fokus der veröffentlichten Norm liegt auf Niedervolt-Leitungssätzen (NV), um die Komplexität bzw. die Variantenvielfalt beherrschen zu können und eine in sich konsistente Standardisierung zu ermöglichen. Dies ist der erste Schritt, der für die Standardisierung der Automation des Leitungssatzes notwendig ist.

TP0 beschäftigt sich im Update der Norm um die Erweiterung um weitere Anwendungsgebiete wie Hochvolt-Leitungssätze, der Verbesserung der Anwendbarkeit der Norm sowie der Korrektur von Unstimmigkeiten der ersten Version der DIN 72036.

In Zukunft soll die DIN 72036 eventuell auf eine ganze Normfamilie erweitert werden und weitere Anwendungsgebiete und Methoden aufnehmen und standardisieren. Dazu gehören potentiell die Bewertung des Automatisierungsgrades mit Kennzahlen, die Standardisierung der Methoden zur Entflechtung des Leitungssatzes sowie die Schaffung eines Rahmes für die Modularisierung von Steckverbindern.