TP7 –

Digitale Produktbeschreibung

Standardisierung und Erweiterung von Datenprofilen

Ihr Ansprechpartner

Johannes Becker

4Soft GmbH

Herr Becker ist Geschäftsbereichsleiter Bordnetze und IT Berater bei der 4Soft GmbH.

DIGITALE PRODUKTBESCHREIBUNG

Standardisierung und Erweiterung von Datenprofilen

Das TP7 definiert Anforderungen an die digitale Produktbeschreibung von Leitungssätzen aus Sicht der automatisierten Fertigung. Im Kern will das Teilprojekt den Rahmen abstecken, damit die definierten Gestaltungsrichtlinien an die Leitungssatzgestaltung digital überprüft werden können. Die in der Branche etablierten Datenstandards KBL (Kabelbaumliste) und VEC (Vehicle Electric Container) bilden dazu die Grundlage.

 

Ausgangssituation und Motivation

Die Leitungssatzfertigung erfolgt in der Automobilbranche zu überwiegenden Teilen immer noch in Handarbeit. Zwar sind bereits seit einigen Jahren technische Ansätze bekannt, um den Fertigungsprozess zumindest in Teilen oder sogar komplett zu automatisieren. Auch gibt es spezialisierte Unternehmen, die entsprechende Maschinen und Anlagen kommerziell anbieten. Dennoch blieb bislang der durch eine automatisierte Fertigung erbrachte Wertschöpfungsanteil in der Branche auf konstant niedrigem Niveau. Aktuell verstärkt sich der Trend zur Automatisierung der Leitungssatzfertigung, zur Vollautomatisierung ist es aber noch ein weiter Weg.

Eine entscheidende Ursache für diese Situation ist, dass das heutige Design der Leitungssätze in der Regel nicht automatisierungsgerecht ist. Das liegt auch daran, dass die Komplexität der Fahrzeugvernetzung durch neue Funktionen, dem elektrischen und autonomen Fahren seit Jahren zunimmt und die Leitungssätze primär den Anforderungen des Fahrzeugs und der zu erzielenden Produktfunktion folgen. Automatisierungsgerechtes Design wird zwar angestrebt, kann aber aufgrund fehlender übergreifender Standards wie der DIN 72036 nicht umfassend wirtschaftlich umgesetzt werden.

 

Aktuelle Arbeitsschwerpunkte

Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel des Teilprojekts, auf der Grundlage bekannter Automatisierungshemmnisse und verknüpfter Gestaltungsrichtlinien an die Leitungssatzdefinition Anforderungen und Empfehlungen zur digitalen Produktbeschreibung aufzustellen. Dies erfolgt durch Standardisierung von Datenprofilen für die digitale Komponenten- und Leitungssatzbeschreibung auf Basis der Standard-Datenformate KBL (Kabelbaumliste) und VEC (Vehicle Electric Container).

Für die aktuell in der Veröffentlichung befindliche DIN 72036 wurden aus den in der Norm aufgeführten Gestaltungsrichtlinien datenformatunabhängige Anforderungen an die digitale Produktbeschreibung in Form von Datenbedarfen abgeleitet. Im Anschluss wurden diese Anforderungen auf die Datenformate KBL und VEC projiziert und es wurden auf diese Weise schließlich drei Datenprofile definiert:

  • Ein VEC-basiertes Datenprofil für Leitungssatzkomponenten
  • Ein VEC-basiertes Datenprofil für Leitungssätze
  • Ein KBL-basiertes Datenprofil für Leitungssätze

Der anvisierte Nutzen der in der Norm definierten Datenprofile erstreckt sich im Grunde über alle, in der Entwicklung und Fertigung beteiligten Akteure. Das liegt darin, dass die Datenprofile auf unmissverständliche Art und Weise transparent machen, welche Daten im Prozess grundsätzlich im Kontext der automatisierte Leitungssatzfertigung benötigt werden und wie sie digital abzubilden sind. Dies schafft Orientierung für alle Akteure, beugt damit unnötige Iterationsschleifen vor und kann die Entstehung von branchenweit nutzbaren Toollösungen begünstigen.

Im Zuge der Definition oben genannter Datenprofile wurden Erweiterungsbedarfe an die zuständigen Standardisierungsorgane eingesteuert, um existierende Lücken in den Datenformaten hinsichtlich der digitalen Produktbeschreibung zu schließen.

In der SILS werden die Datenprofile im Gleichklang mit den anderen Teilprojekten gepflegt und erweitert. Grundlage hierfür sind alle Aktivitäten zur Bereitstellung einer neuen Version der DIN 72036 im Zuge der anvisierten Scope-Erweiterung z.B. auf den Anwendungsbereich Hochvolt und Hochfrequenz. Des Weiteren sollen die VEC und KBL Datenprofile durch entsprechende XML Schemas bei PROSTEP veröffentlicht werden.

 

Ausblick

Ziel ist die Standardisierung von Datenprofilen für die digitale Komponenten- und Leitungssatz-Beschreibung auf Basis der Standard-Datenformate KBL (Kabelbaumliste) und VEC (Vehicle Electric Container). Hintergrund ist, dass die genannten Standarddatenformate es tendenziell vermeiden, strenge Anforderungen an eine Mindestbefüllung zu stellen. Dies gilt insbesondere für das Datenformat VEC, das gegenüber der KBL explizit nicht nur auf den Anwendungsfall der Leitungssatzabbildung fokussiert ist, sondern auch eine unbestimmte Anzahl weiterer denkbarer Nutzungs-Szenarien bedienen können will. Wenn aber das Ziel erreicht werden soll, die Einhaltung von Gestaltungsrichtlinien auf Basis digitaler Daten überprüfen zu können, müssen hierzu dedizierte Anforderungen an Inhalt und Umfang der digitalen Produktbeschreibung erfüllt sein. Die Datenprofile dienen dem Zweck, dies transparent zu machen.

Als Sekundär-Ergebnis arbeitet das Teilprojekt an der Erweiterung der oben genannten Datenstandards, um heute existierende Lücken zu schließen, die aber für eine Beurteilung der Eignung des Leitungssatzes hinsichtlich automatisierter Fertigung relevant sind. Entsprechende Tickets werden in die zuständigen Standardisierungs-Gremien eingesteuert.